Manual zur Implementierung von Patient Blood Management
Beschäftigen Sie sich gerade mit der Frage, wie Sie am besten in Ihrem Spital Patient Blood Management einführen? Und haben Sie dabei festgestellt, dass Patient Blood Management relativ komplex ist, da es eine multidisziplinäre und interinstitutionelle Zusammenarbeit erfordert? Dann sind Sie hier genau richtig. Denn obwohl das Konzept zwar schon lange wissenschaftlichem Konsens entspricht, wird es in der Schweiz wohl erst in einer Minderheit der Spitäler konsequent angewandt. Die Alliance Rouge hat deshalb im Rahmen eines Projektes mit der Eidgenössischen Qualitätskommission ein Manual erarbeitet, um Fachkräfte bestmöglich bei der Einführung des Konzepts zu unterstützen. Das Konzept wurde in Pilotprojekten mit fünf Spitälern getestet und optimiert.
Unser Manual zur Implementierung von Patient Blood Management richtet sich an Fachärztinnen und Fachärzte, welche bereits Erfahrungen mit Patient Blood Management gesammelt haben und dieses Konzept nun in ihrem Spital einführen möchten. Für interessierte Personen ohne vertiefte Erfahrung mit Patient Blood Management empfiehlt es sich, zuerst den Kontakt zu einer Organisation bzw. einer Klinik zu etablieren, die das Konzept bereits eingeführt hat. Wir helfen Ihnen hier gerne weiter, beantworten Ihre dringendsten Fragen und vernetzen Sie mit anderen Fachärztinnen und Fachärzten.
FAQ
Was ist Patient Blood Management und wie erkläre ich es kurz und einfach der Direktion?
Patient Blood Management basiert auf drei Massnahmen-Säulen: Erstens werden Patientinnen und Patienten vor grösseren planbaren Operationen bezüglich einer Anämie und eines Eisenmangels abgeklärt und gegebenenfalls medikamentös behandelt, zweitens wird darauf geachtet, dass möglichst wenig Blut vor, während und nach der Operation verloren geht, und drittens wird eine zurückhaltende Transfusionsstrategie angewendet. In der Summe tragen diese Massnahmen nachweislich zu einer Verbesserung der Behandlungsqualität und zu einer deutlichen Senkung der Behandlungskosten bei: weniger Transfusionen, weniger Komplikationen, kürzere Hospitalisierungsdauer, sinkende Mortalität sind die wichtigsten Benefits.
Kann man mit Patient Blood Management Kosten sparen?
Ja, international wurde dies schon lange durch zahlreiche Studien belegt. Aber auch aus der Schweiz liegen zwei Untersuchungen vor:
- Das Universitätsspital Zürich (USZ) hat eine spitalweite Analyse der am USZ verabreichten Blutprodukte und der damit verbundenen Kosten durchgeführt. Dafür wurden die Daten von knapp einer Viertelmillion Patientinnen und Patienten untersucht, die zwischen 2012 und 2017 am USZ behandelt wurden. Die Einführung des Patient Blood Managements führte zu Einsparungen von über 3,2 Millionen Schweizer Franken pro Jahr, wobei nur die direkten Kosten eingerechnet wurden.
- Im kantonalen Spitalverbund im Tessin (Ente Ospedaliero Cantonale) wurde ausgewertet, welche Auswirkungen unangemessene Transfusionen roter Blutkörperchen bei elektiven chirurgischen Patientinnen und Patienten auf die Krankenhauskosten hatten. In der Studie eingeschlossen waren erwachsene Patientinnen und Patienten, die zwischen 2014 und 2020 für eine elektive nicht-kardiale Operation aufgenommen wurden. Sie wurden in drei Gruppen eingeteilt: Nicht transfundiert, ordnungsgemäss transfundiert und unangemessen transfundiert. Die bereinigten Behandlungskosten von Patientinnen oder Patienten mit unangemessenen Transfusionen waren um 9’779 US-Dollar höher als diejenigen von nicht Transfundierten. Unangemessen transfundierte Patientinnen oder Patienten blieben 1.6-mal länger im Krankenhaus als nicht transfundierte Patientinnen oder Patienten.
Weitere Informationen zu den ökonomischen Aspekten von Patient Blood Management entnehmen Sie unserer Broschüre.
Welche Vorteile bringt Patient Blood Management für die Patientinnen und Patienten?
Eine Metaanalyse unter der Leitung der Anästhesiologie des Uniklinikums Frankfurt hat insgesamt 17 Studien mit 235’779 teilnehmenden Patientinnen oder Patienten untersucht. Auch wenn einschränkend festgehalten werden muss, dass es sich (wegen der Komplexität der Materie) bei keiner der Studien um eine sogenannte «prospektive, randomisierte Studie» handelt, sind die Resultate dennoch eindrücklich und statistisch hoch signifikant: In Spitälern, die Patient Blood Management eingeführt hatten, war die Hospitalisierung bei einer Operation im Durchschnitt 0.45 Tag kürzer als in einem Spital ohne Patient Blood Management. Nach einer Herz-OP konnten die Patienten das Spital durchschnittlich sogar 1.34 Tage früher verlassen. Auch die Anzahl Komplikationen konnte um 20 % reduziert werden.
Weitere Infos entnehmen Sie unserem Factsheet.
Wie führe ich Patient Blood Management ein?
Wir empfehlen, nach dem PLAN-DO-CHECK-ACT-Zyklus vorzugehen, und zwar in mindestens zwei Umgängen. In einem ersten Umgang führen Sie Patient Blood Management in einer ausgewählten Abteilung ein und in einem zweiten Umgang im gesamten Spital. Bei grösseren Spitälern ist eine Umsetzung in drei oder mehr Zyklen sinnvoll. In kleineren Spitälern kann evtl. auf mehrere Zyklen für die Ausweitung verzichtet werden. Allerdings ist es in jedem Fall sinnvoll, nach der ersten Implementierung weitere PLAN-DO-CHECK-ACT-Zyklen durchzuführen, um die Qualität der Umsetzung zu verbessern. Einen detaillierten Beschrieb des Ablaufs finden Sie unserem Manual. Füllen Sie bei Interesse das obige Formular aus und wir stellen Ihnen das Manual kostenlos zu.